"Die Gedanken sind frei"

Besuch der DDR-Zeitzeugin Elke Schlegel am GADA

Am Freitag, dem 23. März, durften die Klasse 10d und die Geschichtsleistungskurse der 11. und 12. Jahrgangsstufe der von Herrn Riebel eingeladenen DDR-Zeitzeugin Elke Schlegel zuhören. Frau Schlegel erzählte uns von ihrer Zeit in der DDR, ihrer Festnahme durch die Staatssicherheit und wie die Haft ihr Leben verändert hat. Von klein auf war Frau Schlegel nicht mit dem Zwang, der in der DDR herrschte, einverstanden. Sie musste an Zwangsveranstaltungen teilnehmen, aus der Kirche austreten und in der Schule lernte sie, dass nur der Kommunismus gut sei.  

Als auch noch ihre Berufswahl von der DDR gesteuert wurde und - mit dem Wissen im Kopf - dass ihr Sohn in der NVA (Nationale Volksarmee) an der Grenze zum Mörder werden könnte, wollten sie und ihr Freund unter Berufung auf das Helsinkier Abkommen, das die DDR 1975 unterzeichnet hatte, eine Ausreisegenehmigung in die BRD bekommen. Obwohl sie eine offizielle Genehmigung erhielten, wurden sie und ihr Freund verhaftet, verhört, inhaftiert und von ihrem zwei Jahre alten Sohn getrennt, welcher zu seiner Großmutter gebracht wurde.  

In der "Untersuchungshaft" teilte sie sich eine 3 x 2,50m große Zelle mit einer anderen Frau. Den Tag verbrachten sie damit auf ihr Verhör zu warten und in der Nacht wurden sie alle 20 Minuten vom Einschalten des Lichtes geweckt. Durch Klopfzeichen konnten sie sich mit anderen Insassen austauschen und so erfuhr Frau Schlegel, dass ihr Freund auch dort war, welcher mit ihrem Sohn ihr größter Antrieb in dieser Zeit war. In einer Gerichtsverhandlung wurde Frau Schlegel zu einem Jahr und sechs Monaten Haft im Frauengefängnis Hoheneck, Stollberg, verurteilt. 

In diesem Gefängnis wurde den Frauen jegliche Identität genommen. Sie bekamen alle graue Einheitskleidung, ihre Namen wurden durch Nummern ersetzt und sie mussten täglich viele Stunden als Näherinnen arbeiten. In Frau Schlegels Zelle befanden sich 42 Frauen, von denen eine Großzahl Kriminelle waren, die unter den Gefangenen das Sagen hatten. Zusammen mit sechs anderen Frauen sang Frau Schlegel aus Protest das Lied „Die Gedanken sind frei“, worauf sie bestraft wurden und in eine sogenannte Wasserzelle mussten. Die Wasserzelle war ein Raum, der kniehoch mit kaltem Wasser gefüllt war, in dem die Gefangenen für einige Zeit orientierungslos bleiben mussten, wovon Frau Schlegel bis zum heutigen Tag noch Flashbacks und Albträume hat. 

1984 wurden sie und ihr Mann von der BRD freigekauft und ein Jahr später durfte sie ihren Sohn aus der DDR in den Westen bringen. Trotz ihrer großen Leiden findet Frau Schlegel, dass sich ihre Zeit in der Haft gelohnt hat, weil sie so im Westen ein freies und ungezwungenes Leben führen konnte und sie viel über sich selbst gelernt hat. 

Einen Rat, den uns Frau Schlegel gegeben hat, ist, dass es immer einen Ausweg gibt:

Und sperrt man mich ein/ In finsterem Kerker/ Das sind alles rein/ Vergebliche Werke/
Denn meine Gedanken/ Zerreißen die Schranken/ Und Mauern entzwei/ Die Gedanken sind frei!

Bericht: Björn Elender, Alena Wiedemann, Josefine Palme, A. Riebel 

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