Grenzen – eine gelungene Aufführung der Theater-AG

„Warum muss ich Grenzen spüren, wer hat sie für uns gesetzt?“ Dieser Vers aus einem Gedicht von Sandy Mohn war der Leitfaden für die selbst entwickelte halbstündige Inszenierung der Theater-AG unter der Leitung von Anette Kaczmarek. Die zehn Schülerinnen und Schüler aus den Klassenstufen 5 bis 10 setzten sich mit dieser Frage auseinander und entwickelten kurze Szenen, die zu einer Collage zusammengesetzt wurden.

Die Schülerinnen und Schüler thematisierten dabei die einschränkenden Grenzen der Armut, der Gewalt, der Religions- und Geschlechtszugehörigkeit.

In eindrucksvollen Szenen zeigten sie mit einfachen Ausdrucksmitteln die Willkür und Schrecken von Grenzen. So schlägt das kindlich-fröhliche Spiel mit dem Ruf, wer Angst vorm schwarzen Mann habe, in eine düstere Realität um. In einer anderen Szene spielen ein paar Kinder, bis das Spiel von Soldaten unterbrochen wird, denen die „falsche“ Religionszugehörigkeit der Kinder das scheinbare Recht gibt, sie wegen eben dieser zu verhaften. Besonders eindrucksvoll die Szene, in der nach und nach Spieler auf der Bühne kurze Szenen reihen, die die einschränkende Dominanz von Eltern, die Einschränkung durch Sexismus und eheliche Gewalt darstellen. Aufgelöst wird die Szene durch die Rezitation einer Strophe aus Annette von Droste-Hülshoffs Gedicht „Am Turme“, in der die Spielerinnen ihre Haare lösen und sie „gleich einer Mänade“ im Sturm flattern lassen. Ein Symbol für den Freiheitswillen vieler Frauen weltweit, die dann doch „gleich einem artigen Kinde“ sich den gesellschaftlichen Konventionen unterordnen müssen. Symbolisch dargestellt durch die artig am Bühnenrand sitzenden Schülerinnen, die ihre Haare wieder zusammenbinden.

Beleuchtet wurde auch die noch immer aktuelle Flüchtlingsthematik. Menschen beäugen die Neuankömmlinge misstrauisch durch den Türspion und halten aus Angst ihre Türe geschlossen. Der Flüchtling ist angekommen, aber nicht angenommen. Innere Grenzen sind eben auch ein Hindernis.

Grenzen haben aber auch ihre positiven Seiten, sie geben Identität und lassen sich erweitern und damit auch die eigene Persönlichkeit. Und genau diese dürfte nach einem Jahr Inszenierungsarbeit und einer gelungenen Aufführung bei den Schülerinnen und Schülern gewachsen sein. Das reibungslose und abgestimmte Spiel auf der minimalistischen Bühne zeigt, dass eine Gruppe von ganz unterschiedlichen Kindern und Jugendlichen zu einer Einheit geworden ist, die mutig und provokativ ihre Sicht der Dinge selbstbewusst zur Aufführung gebracht hat. (Kc)

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