Zukunft und Verantwortung (webex-meeting)

Für den 13. Mai hatte Dr. Balk eine Art „Ersatz-Verabschiedung“ von der nicht mehr stattfindenden Zukunfts-AG für mich (Ri) angekündigt. Ich staunte nicht schlecht, als ich beim Beitreten zum virtuellen Meeting den Namen Weizsäcker hörte: Ernst Ulrich von Weizsäcker ist seit Jahrzehnten mein Idol! Er hat u.a. 1991 das Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie gegründet, in dem 1996 die Studie „Zukunfts-fähiges Deutschland“ erarbeitet wurde. Diese Studie lieferte die Idee, die Themen (Umwelt und „dritte“ Welt) und den Namen für unsere Zukunfts-AG - Dr. Balk hatte tatsächlich den international bekannten 80jährigen Professor für das webex-Meeting gewinnen können!

 

Zu Beginn hielt unser „Gast-Star“ einen kleinen Vortrag zum Thema: Zukunft und Verantwortung. Eine seiner Grund-Thesen lautet: Das kommunistische System ist zusammengebrochen, weil die Preise nicht der ökonomischen Wahrheit entsprachen; das kapitalistische System wird genauso scheitern, wenn die Preise weiterhin nicht die ökologische Wahrheit wiedergeben. Derzeit sind die Preise für Primärrohstoffe viel zu niedrig, da weltweit die fossilen Brennstoffe jährlich mit 500 Milliarden $ subventioniert werden; die dadurch entstehenden Umweltschäden sind „externe Kosten“, die entweder die Allgemeinheit (gesundheitliche Schäden, klimabedingte Schäden etc.) oder die Folgegenerationen tragen müssen. Von Weizsäckers Vorschlag: Energie jedes Jahr so viel teurer machen, wie die Energieeffizienz steigt – so bleiben die Kosten stabil und das Ganze beschleunigt sich von selbst. (Steigende Energiepreise machen Effizienzsteigerungen rentabel, die wieder die Energie verteuern usw.) Allerdings muss ein sozialer Ausgleich stattfinden, da die Reichen mehr von den Effizienzverbesserungen profitieren. Dann belegte der Professor mit Beispielen aus dem Buch „Faktor 5“, dass Effizienzsteigerungen um den Faktor 5 (!) keine Utopie, sondern technisch heute schon möglich sind; und zwar in allen vier wichtigen Bereichen: Gebäude, Verkehr, Landwirtschaft und Industrie. Dabei ist zu beachten, dass die bessere Ausnutzung der Energie, also die Effizienz, mindestens genauso wichtig ist wie die Umstellung auf erneuerbare Energien.

In seinem neuesten Buch „Wir sind dran“ , herausgegeben vom Club of Rome (dessen Vorsitz von Weizsäcker lange Zeit innehatte), fordern die Autoren eine neue Aufklärung, also ein generelles Umdenken in Richtung Nachhaltigkeit. Im Gegensatz zu Harald Lesch, den er sehr schätzt, möchte v. W. nicht den Konzernen auf die Füße treten, sondern mit der Politik und der Industrie zusammen planen, um z.B. durch steigende CO2-Preise die Spritfresser (SUVs etc.) aussterben zu lassen; dann wird nämlich das „Richtige“, also Spritsparen, belohnt und nicht wie im Moment gerade durch viel zu billigen Sprit konterkariert.

Dabei sollte man auch bedenken, dass klimaverträgliches Wirtschaften nicht nur langfristig ökonomisch sinnvoll ist und deshalb belohnt (nicht wie heute oft bestraft) werden soll, sondern auch eine Grundvoraussetzung für den Frieden; nicht zufällig wird derzeit hauptsächlich in Gebieten gekämpft, in denen es Öl gibt, wie in der Ostukraine, dem nahen Osten usw.

In der anschließenden Fragerunde mit den SchülerInnen ging es u.a. um das Thema Bio-Landwirtschaft: Bei sinnvoller Preisgestaltung müssten Bio-Lebensmittel billiger sein als konventionell erzeugte, weil die Bio-Bauern z.B. auch für den CO2-einfangenden gesunden Boden Gelder aus der CO2-Steuer bekämen, für die Erhaltung der Artenvielfalt und die artgerechte Haltung belohnt würden usw. Der leicht erhöhte Flächenverbrauch pro Tonne Lebensmittel, der oft als Argument gegen die ökologische Landwirtschaft genannt wird, wird durch die Vorteile mehr als ausgeglichen.

Ganz aktuell: Das zum Ausgleich der Corona-Schäden bereitgestellte Geld sollte unbedingt in „Sustainable Finance“ gesteckt werden und nicht die umweltschädi-gende Wirtschaftsweise weiter unterstützen!

An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an meinen Kollegen und Mitstreiter (seit 22 Jahren in der Zukunfts-AG) für dieses unvergessliche Erlebnis!!!

Eckhard Rink

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